Chronik  
 

Am Anfang stand die Katastrophe: Der "Großbrand in der Hintergasse"

Als sich die "Männer der ersten Stunde" am 12.08.1899 zusammenfanden, um in Holzappel eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen, standen sie noch ganz unter dem Eindruck jenes verheerenden Schicksalsschlages, der später als der "Großbrand in der Hintergasse" in die Ortsgeschichte eingehen sollte. Es war die Brandkatastrophe vom 26.07.1899, bei der ein beträchtlicher Teil der Gebäude in der heutigen Esteraustrasse ein Raub der Flammen wurde. Tatsache ist, dass die Flammen sich relativ schnell und ungehindert auf die dicht aneinander gebauten Häuser und Wirtschaftsgebäude ausbreiteten, ohne dass man ein Mittel gefunden hätte, ihnen Einhalt zu gebieten.

Für die Einwohner Holzappels gab der Großbrand den unmittelbaren Anstoß zur Gründung einer eigenen Freiwilligen Feuerwehr. Initiator war der damalige Apotheker Ludwig Zimmermann. Bereits 2 Wochen nach dem Brand fand die Gründungsversammlung statt, bei der sich 67 junge Männer in die Mitgliederliste eintrugen. Dabei war es keine Frage, dass Ludwig Zimmermann, der unermüdliche "Geburtshelfer" der Wehr, zu Ihrem ersten Kommandanten berufen wurde.

 

Löscheimer

Bereits im Mittelalter wurden die Bewohner von Städten und Dörfern zur Brandbekämpfung herangezogen. Die Alarmierung erfolgte in der Regel durch die Sturm- oder Feuerglocke in der Kirche. Wegen der im Vergleich zu den heutigen technischen Möglichkeiten äußerst primitiven Geräteausrüstung war die Löschwirkung äußerst gering.

Das Wasser musste von Menschenketten in Eimern vom oft weit entfernten Dorf- oder Stadtbrunnen an die Brandstätte befördert werden. Dort wurde es oft unter Lebensgefahr von der Feuerleiter aus in die Flammen geschleudert.

(Die Geschichte der Feuerwehr im Esterau-Museum im Holzappler Rathaus: Löscheimer aus Stroh und Leder, Helm, altes Strahlrohr.)

Rathaus

In Holzappel war die Feuerwehr anfangs in dem Geräteschuppen links vom Rathauseingang zu Hause, dort, wo sich heute die Bergbauabteilung des Esterau-Museums befindet. Hier stand sowohl die erste Handspritze auf einem vierrädrigen Wagen montiert der von Pferden oder von Feuerwehrmännern selbst gezogen werden musste - als auch die 1933 erworbenen erste Motorspritze, die später als schmucker "Oldtimer" ihren Platz im Feuerwehrmuseum in Oberursel im Taunus fand. Nach der Modernisierung und Erweiterung des Fahrzeug- und Geräteparks nutzte man in den 60er Jahren neben dem Rathaus noch die Scheune von Ernst Diehl in der Pfaffengasse. 1971 zog die Wehr in die inzwischen zeitlich frei gewordene Postbushalle am Hahner Weg um.

Mit dem Übergang der Zuständigkeit für Brandschutz und Technische Hilfe auf die Verbandsgemeinde Diez und dem neuen Status der Holzappeler Wehr als Stützpunktfeuerwehr der Esterau (1972) begannen die Planungen für ein vollkommen neues Feuerwehrgerätehaus zur Unterbringung der zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstungen sowie eines Mannschafts- und Schulungsraumes für die Aktiven.

Im 80. Gründungsjahr der Wehr, am 13. und 14. Oktober 1979, konnte die neue geräumige Feuerwache am Rand des Parkplatz "Thorns Weiher" unter großer Beteiligung der Bevölkerung Holzappels und der umliegenden Esteraugemeinde von Verbandbürgermeister Karl Günzler (Diez) ihrer Bestimmung übergeben werden.

Die Technik der Brandbekämpfung hat sich im Laufe der letzen 100 Jahren der Feuerwehr Holzappel grundlegend geändert. Die erste Anschaffung nach der Gründung war eine fahrbare Handspritze, die von der Gemeinde finanziert wurde. Bei ihr mussten die Wehrmänner bei "Wasser marsch!" die Pumpe per Muskelkraft in Aktion setzen: Je schneller und kräftiger sie pumpten, desto mehr Druck und Reichweite wurde am Strahlrohr erreicht. Erst im Jahre 1933 konnte mit der TS 4/4 die erste Motorspritze erworben werden. Sie befand sich auf einem zweirädrigen Karren, der von Pferden, später auch von einem Traktor, gezogen wurde. Erst im Jahre 1964 wurde die erste Holzappeler Motorspritze durch eine leistungsfähigere TS 8/8 abgelöst. Einen großen Fortschritt für die Schnelligkeit der Wehr vor Ort brachte die Anschaffung des ersten Tragkraft-Spritzen-Fahrzeug (TSF), einem Ford FK 1250, im Jahre 1962 durch die Gemeinde - mit großzügiger Unterstützung von Seiten einiger Holzappeler Gewerbetreibender. 1968 bereits folgte ein zweites Fahrzeug.
TLF ALT Im Jahre 1974 - inzwischen war die FFW Holzappel Stützpunktfeuerwehr geworden - konnte das erste Tank-Lösch--Fahrzeug (TLF 16/24) in Dienst gestellt werden. Das stark unfallbeschädigte Fahrzeug war von der Deutschen Bundesbahn unter günstigen Bedingungen ersteigert und dann in mehr als 300 freiwilligen Arbeitsstunden in Eigenleistung in der Halle der Firma Hayn, Karosserie- und Metallbau, einsatzbereit gemacht worden-. 20 Jahre Später ging der "Stolz der Wehr" an die Kameraden der Partnergemeinde Frose in Sachsen-Anhalt über. Nach der Anschaffung eines Mannschafts-VW-Bus (1976) aus Mitteln des inzwischen gegründeten Fördervereins erhielt die Stützpunktfeuerwehr im Jahre 1978 ihr erstes Tragkraft-Spritzen-Fahrzeug (TSF). 1980 wurde der VB-Bus durch einen Mannschafts-Transportwagen mit Pritsche (MTW) ausgetauscht; 1990 kam die Wehr in den Besitz einer Drehleiter (DL 12/9).
HLF

Als modernste Errungenschaft wurde 1994 erstmals ein Hilfeleistungs-Löschfahrzeug (HLF) in Dienst gestellt, was gebraucht von der Berufsfeuerwehr Frankfurt erworben wurde.1997 wurde das Tragkraft-Spritzen-Fahrzeug (TSF) gegen ein Neues auf VW LT Basis ausgetauscht. Am 20.12.2005 wurde das HLF durch ein TLF 16/25, was als Vorführfahrzeug von der Firma Iveco Magirus gekauft wurde, ersetzt. Auch die Drehleiter DL 12/9 musste nach 32 Jahren ausgetauscht werden. Auch hier wurde ein Gebrauchfahrzeug (DLK 18-12 cc) von der Firma Iveco Magirus gekauft.